Montag, 23. November 2009

China - Zhongshan


(kleine Schrift = Zusatz-infos)      Nun bin ich seit ein paar Tagen wieder zurück aus China. Es wurde auch langsam Zeit. Es war deutlich kälter als ich erwartet hatte (Heizungen sind sehr rar dort) und naja... sonderlich viel zu machen gab es auch nicht. Ich flog am Fr. 13.11. mit 2 Taiwanern nach Shenzhen. Von dortaus ging es weiter in ein Städtchen (16.11. wieder zurück), das zu Zhongshan gehört (auf das Bild klicken zum Vergrößern). Also einmal einen Bogen um die Bucht fahren. Im dortigen Industriegebiet (im Großen und Ganzen ist diese ganze Guangdong-Provinz ein Industriegebiet :-D) besitzt dieser Taiwaner eine Gießerei für Kugelhähne (inkl. Fertigung), von der aus er nach Deu exportiert. Leider kann ich chinesischen Konversationen bei weitem noch nicht folgen und besonders viel stand an diesem Wochenende auch nicht an. Ganz nebenbei wird in Guangdong (sowie in Hong Kong) auch vorwiegend Kantonesisch  - ein chin. Dialekt - gesprochen. Jedoch ist es mit chin. Dialekten nicht so wie in Deu, wo man einen Bayer oder Ossi noch verstehen kann. DIe Sprache (nicht die Zeichen) sind sehr verschieden. Zum Glück verstehen die meisten aber auch Mandarin (=Hochchinesisch). Das Essen gestaltete sich da schon spannender. Ich lernte viele neue Gerichte und "Bräuche" kennen.

In dem Städtchen war ich natürlich der einzige Ausländer weit und breit und entsprechend ein Hingucker. Besonders lustig sind die Kinder, die ihren Blicken und Verhalten freien Lauf lassen. Eine neue Erfahrung war das zwar nicht, denn auf meiner langen Reise Asienreise (nicht in Tw!) kam das natürlich häufiger vor, aber gewöhnen kann man sich daran nur schwer. Zwischen Gefallen und Misfallen dieses kleinen Superstar-Daseins bin ich gespalten. Verständlicherweise ist es ein schönes Gefühl, das ich wohl nicht weiter erkläutern muss, aber sich ständig beobachtet fühlen... (Nebenbei: auf dem Bild links ein Ausschnitt einer Buch und DVD Etage eines Kaufhauses in dem Städtchen. Zu sehen sind Software DVDs für 1,50€ die in Deu im Original bis zu 1000€ kosten. Lustig finde ich vor allem diese Selbstverständlichkeit. Ein ganz normales Geschäft, der chin. Preis 15元(RMB) ist sogar auf die Packung gedruckt!) Nervig finde ich es dann in Situationen wie diesen: Ich war in dem kleinen Städtchen am Sonntag ein bisschen Shoppen. Ich habe ein kleines französisches Modegeschäft betreten, wo man deutlich unter H&M-Preisen (denke ich) qualitativ recht gute und modische Kleidung kaufen konnte. Natürlich aber wiederum um ein Vielfaches teuerer als die eher unschöne Stangenware der anderen Schuppen. Jedenfalls hatte ich den Laden kaum betreten, hing mir auch schon eine Verkäuferin an den Fersen. Boah!!! Die ganze Zeit dackelt die hinter mir her!
Anderes Beispiel: Nach der kleinen Shoppingtour bin ich zurück ins Hotel und habe mir eine kleine Pause vom intensiv-chinesisch Essen gegönnt. Ich bin ins Western-Restaurant des Hotels und war der einzige Gast (um kurz nach 1). In der Folge hat mir die Kellnerin aus etwas Entfernung in Summe bestimmt 10min beim Essen zugeguckt! Geht gar nicht! Den Tuna (=Thunfisch) Salat, den ich bestellt hatte, fand ich auch köstlich. Aber köstlich eher im Sinne von lustig als geschmacklich. Zutaten: Kartoffeln, Salatkurke, Papaya. Und Thunfisch eher so ein bisschen drüber gestreut, so wie der Käse über meiner süßlichen Bolognese-Soße. :D Naja, hab den "Salat" dann im Trennkostverfahren gegessen. :-D

Das Hotel war an und für sich ein ziemlich gutes. Sicherlich das beste in dem Ort. Mein eigenes 2-Bett Zimmer war riesig. Ohne genauere Inspektion auch sauber. Service freundlich. Mit Englisch kam ich aber auch wieder nicht weit! Aber ich war auf jeden Fall sehr zufrieden. Die aus deu. Sicht negativen Dinge fand ich eher lustig. Das chinesische Hotelrestaurant (ziemlich voll immer und der Großteil der Gäste sind keine Hotelgäste) passte nicht so ganz zum Hotel. Das Essen war gut. Aber den Rest hätte nicht jeder (sehr) Deutsche mitgemacht, der die Tischdecke gesehen hat oder - wie ich - während des Blicks in die halboffene Küche eine dicke Ratte, die dort gerade ein Wasserleitung runter und wieder hoch kletterte. :-D Aber das ist eben China. Wer's nicht abhaben kann, soll draußen bleiben oder sich auf die Metropolen beschränken. Bei mir hört der Spaß erst auf wenn ich über oder auf der Toilette hänge.

Zhongshan (中山) ist mit 1,4 Mio. Einwohnern die zweitkleinste bezirksfreie Stadt in Guangdong und steht im Übrigen für Sun Yat-Sen. Die Stadt gilt als seine Geburtsstätte und Wohnort in früheren Jahren (danach fast immer im Exil lebend). Ich war Samstags in einem Museum über ihn. Er gilt sowohl in China als auch in Taiwan als Staatsvater und Begründer des modernen China. Modernes China heißt in diesem Zusammenhang eigentlich Republik China (R.O.C. = Republic of China). Und Republik China ist Taiwan. Die detaillierten Zusammenhänge sind komliziert und für Nichtinteressierte wohl eher langweilig. Interessant ist aber der aus meiner Sicht krasse Widerspruch der Verehrung eines Mannes als Staatsvater in China während China ja mal so gar nicht seinen Prinzipien folgt. Seine Idee war die Gründung einer Republik China (wie das heutige Tw), was ihm bei seinem 12. Versuch 1912 mit dem Sturz des letzten Kaisers auch gelang. Diese ROC erstreckte sich - wie man auf Metallknopf erkennen kann - über ganz China. Dieses neue China hatte auch eine Flagge. Auch hier erkennt man unschwer Taiwan. (Die nur blau-weiße Flagge ist die seiner Partei (KMT), die auch heute noch ein der beiden wichtigsten auf Taiwan ist und den derzeitigen Präsidenten stellt) Die Republik stand jedoch jederzeit auf wackligen Beinen in kriegsbeherrschenden Jahren und gelangte spätestens mit Gründung der VR China 1949 durch Mao Zedong zu ihrem Ende auf dem Festland und fand lediglich in Taiwan seine Fortführung. Trotz dieser Omnipräsenz von R.O.C. / Taiwan und den offensichtlichen Widersprüchen zwischen einer solchen ROC ("drei Volksprinzipien" und "Fünf-Yuan-Verfassung") und dem heutigen kommunistischen China schien das die chinesischen Besucher wenig zu kümmern. Sie waren eher daran interessiert Fotos zu machen (auch mit mir!) anstatt dieses Kapitel ihrer Geschichte verstehen zu versuchen. Diesen Eindruck teilten ich und der Taiwaner, der mit mir dort war, vollends. Immerhin existiert ein solches Museum überhaupt. Und auch weitere Denkmäler, Straßennamen etc. gibt's in China. In Taiwan ist diese Verehrung noch mehr zu sehen. Man sollte aber dazusagen, dass Sun Yat-Sen in China mit anderer (~sozialistischer) Interpretation verehrt wird.





Mittagessen (die ersten 3 Bilder | Kommentar zum 3.: "Yeah Fisch erfolgreich mit Stäbchen filettiert!") war immer im 1. OG in der Firma nur für die höheren Angestellten (eine Hand voll) und eher taiwanisch als chinesisch. Auf den Bildern sieht man evlt. auch etwas den Unterschied, wenn man z.B. mal auf die Chilis achtet. Sowohl Samstag als auch So stand Abendessen mit einigen Arbeitern auf dem Plan. In einem einfachen Restaurant nahe der Firma. Das war schon ein Erlebnis... Das Gedeck kommt auf den Tisch mit einer Kanne Tee. Mit diesem Tee werden erstmal Tasse, Schnapsgläser und Stäbchen gereinigt (einschenken und wieder auskippen). Dann kommen die ersten Gerichte auf die Drehplatte in der Mitte; eine Babykakerlake huscht über den Tisch und bringt sich noch schnell in Sicherheit. Eine Runde taiwanischer Schnaps (58%!) wird augeschenkt. 干杯/乾盃 "Gan Bei" (heißt soviel wie "Prost" i.S.v. "ex und hopp"). Ich dachte eigentlich, dass es sich damit dann auch hat :-D. Aber die Gläser wurden wieder aufgefüllt. Und so leerte ich gleich das zweite und als sie es mir wieder auffüllen wollten, sagte ich "bu yao" (~will nicht). Aber keine Chance. Mit dem Essen wurde langsam begonnen und ich kapierte, dass die ganze Zeit angestoßen wird und sobald man ausgetrunken hat, nachgeschenkt wird. Mit leerem Magen spürte ich sogar schon die ersten beiden sofort. Bei dem Essen denke ich mir in China und auch Taiwan manchmal, dass das, was in Deu zu Tiermehl weiterverarbeitet wird, hier selbstverstädnlich und mit Appetit gegessen wird. Das betrifft vor allem Fleisch. Knochen mit ein paar winzigen
Bröckchen Fleisch dran, die m.E. in Deu gerade noch so für Bullion geeignet sind oder beispielsweise auch Schweinehaut inklusive der darunterliegenden Fettschicht. BAAH!!! Aber das Essen, von dem ich gerade erzähle war ziemlich gut. Alles probiert, fast alles geschmeckt. Fisch ist wegen massig Gräten leider auch nicht das einfachste. Wenn die große Drehplatte voll ist, heißt das nicht, dass das alles ist. Es sitzen viele hungrige Mäuler am Tisch, also werden die leeren Teller abgeräumt und neue Speisen gebracht.


Keiner am Tisch verpasste es "Gan Bei" mit mir zu machen und entprechend lustiger wurde die Stimmung. Glücklicherweise waren die folgenden Flaschen "nur" noch 33 bzw. 38%, das vergleichsweise wie Wasser schmeckte. Beim Abendessen am Sonntag war ein (gefülltes) Schnapsglas zu viel. Ich war natürlich der, der dann zwei bekam., wobei ich an dem Abend etwas besonnener trank, hehe. Und am Ende bekam ich auch noch 3 Fläschelchen, die ich mit nach Deu nehmen sollte. Ok. 








Das zweitletzte Bild ist übrigens Frosch!
Es ist jetzt schon sehr spät und ich hocke jetzt auch schon ewig dran. Das nächste Mal mach ich noch einen Eintrag über meine letzten beiden Tage die ich alleine in Shenzhen hauptsächlich zum Shoppen verbrachte. Weitere Bilder kommen dann auch noch.



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